Geist-Wissen, Seele

Die Ego-Blase – gesammeltes Selbst

Habe ich vor einem Yogakurs in einem Gespräch gehört: ” Es geht doch darum, das Ego zu zurstören…”

Lasst uns darüber mal nachdenken… Was ist eigentlich das “Ego” und warum erscheint es als “zerstörenswert”? “Ego” bedeutet ja “ich” – Selbst-Zerstörung also? Klingt erst mal nicht besonders yogisch und mir fällt Ahimsa ein: keine Gewalt.

Also das Ego. Eine Funktion unseres Geistes ist es, ein “Ich-Wissen” oder “Ich-Gefühl” auszubilden. Dabei stützt sich dieser Ich-Eindruck auf bereits, vielleicht über lange Jahre hinweg, Erfahrenes. Es verfestigt sich ein Eindruck, dass wir so und so sind, jenes können und diese nicht können, das eine tun sollten und das andere nicht. Unser Ego besteht also aus einer Reihe von Geschichten, die wir uns begonnen haben, selbst zu erzählen.

Ego macht unfrei

Jetzt liegt es auf der Hand: Wenn wir ein mehr oder auch weniger bewusstes Konzept von uns haben, welches sogar Denken, Fühlen und Handeln dominiert, liegt darin eine große Unfreiheit, die uns als ein “so bin ich” kaum auffällt. Unser Ego hindert uns daran, auch mal anders zu sein, andere Erfahrungen zu machen. Zugleich schützt es unser Ich-Gefühl und scheinbar unsere Identität.

natürliche Kriesen

Unser Ego kennt natürliche Kriesen, die mit unserem Heranwachsen zu tun haben: Die Trotzphase, in der das Kleinkind seinem größer gewordenen Ego Ausdruck verleiht. Die Pubertät, in der das Kindliche Ego nicht mehr zu halten ist. Die Midlifecrisis, in der etwas Neues hervorbrechen mag. Sicherlich gibt es noch viel mehr kleinere Kriesen, in der alte Ego wie ein zu eng gewordener Mantel abgeworfen werden muss.

andere Kriesen

Alles, was gegen dieses Ich-Gefühl, dieses Ego verstößt, irritiert uns, kann Angst bereiten oder auch Wut hervorzaubern. Damit ist unser Ego, unser gesammeltes/erlerntes/erfahrenes ich ziemlich anfällig und verlangt danach, geschützt zu werden.

Wenn Menschen durch Umwälzungen in ihrem Leben sich vor einem veränderten Alltag sehen, kann nicht mehr dem alten Ego entsprechen gelebt werden und oft folgt eine Kriese, die wir als Egokriese bezeichnen könnten: Veränderungen im Elternhaus, Krankheit, erste Zweisamkeit, Verlust eines nahestehenden Menschen… Wir müssen dann neue Erfahrungen machen und verlassen die Programmierung unseres Egos.

Darüberhinaus können auch unsere Mitmenschen Dinge sagen und tun, die unserem Ich-Gefühl widersprechen. Verunsicherung, Angst und oft auch kaum verständlicher Ärger tauchen auf. Wenn du zu 100% an deine sportlichen Fähigkeiten glaubst, der Trainer dir dann lapidar nach dem ersten Training etwas mehr Übung verschreibt, könnte das dein Ego sehr treffen. Alles hätte er sagen dürfen, nur das nicht… Das wurmt dich und du verstehst selber nicht, warum. Kommt dir bekannt vor?

Das Ego auflösen

Wenn du nun den Kampf gegen dein Ego aufnimmst, könnte es sich als stärker erweisen, als du denkst. Es wird dir Gefühle und Gedanken schicken, die dich genau davon abhalten. Dieses Ego will nicht zerstört werden und es wird wirklich schwer, solange du irgendwie dieses Ego als deine Identität anerkennst. Wer will schon Identität verlieren?

Das Wort “Ego auflösen” klingt schon anders, woll? Mit Übungen der Achtsamkeit und immer wieder Lesen über dieses Thema wirst du allmählich einen Abstand von deinen Gefühlen und deinem Denken gewinnen und beobachten können, was auf diesen Ebenen stattfindet. Du wirst das Ego als das erkennen, was es ist: Ein Ich-Konzept. Je mehr du das erkennst, umso mehr wird dein Handeln freier und du wirst die Enge des Egos überwinden.

Mokscha heißt Befreiung.

Teen Spirit Yoga - Übungshelfer/in Yoga, YogaWissen, Geist

2.4 Ziel des Yogas – das Zur-Ruhe-Kommen des Geistes

… in Bearbeitung!

Die meisten Menschen, die zu Yoga kommen, haben ein bestimmtes Ziel und einen bestimmten Wunsch, beispielsweise:

  1. Ich möchte, dass meine Rückenschmerzen und meine Verspannungen verschwinden.
  2. Ich möchte innerlich zur Ruhe kommen.
  3. Ich möchte beweglicher werden.
  4. Ich möchte abends nette Leute treffen (;-).
  5. Ich möchte mehr von dieser Atmosphäre tanken, in der ich willkommen bin.
  6. u.v.m

Es ist wunderschön zu sehen, wie die Yogaübungen hier wirken und sehr oft die Wünsche erfüllen.

Die Yogis würden aber bei diesen Zielen nicht Halt machen und größer denken: Ziel des Yogas ist es dir zu ermöglichen, ein vollkommen entfaltetes Leben gemäß Deiner Potentiale zu leben. Dahinter steckt die These, dass wir Menschen aktuell hinter unseren Möglichkeiten bleiben. Sadhguru:

“Es geht nicht darum, ein Supermensch zu werden. Es geht darum, dass es super ist, ein (voll entwickelter) Mensch zu sein.”

Da ist nach alter Lehre also noch Luft nach oben, wenn es darum geht, Körper, Gedanken, Gefühle und Energie zu entwickeln und zu verfeinern. Beispiele dafür, dass die Menschheit insgesamt noch nicht sehr weit damit ist, lassen sich täglich im Außen wie im Innern finden: Negatives Denken, Depression, Gewalt, Krieg, unwürdiger Umgang mit der Tier- und Pflanzenwelt, Gier, Eifersucht… Dem gegenüber steht also die Idee, dass wir Menschen besser könnten, wenn wir wollten.

Was aber hindert uns daran, die kostbarsten menschlichen Eigenschaften wie Liebe, Mitleid, Verantwortung, Lust am Leben und Lernen, Vernunft… zu entwickeln und zu leben?

Hier reden die Yogis immer wieder vom “Geist” oder vom “Ego” der Menschen. Tief verwurzelte, über Generationen weitergegebene (in früheren Leben erworbene) Haltungen, die uns direkt in unserem Leben im Raum der Familie und unserer Gesellschaft berühren und beeinflussen. Diesen “Geist” als “Geist” bewusst zu erkennen und zur Ruhe zu führen, damit wir ihm nicht mehr blind ausgeliefert sind, sondern eine bewusste Haltung dazu entwickeln können, ist ein hohes Ziel des Yoga. Patanjali fasste es in seinen Yoga-Sutras so zusammen:

Ziel des Yoga ist das zur-Ruhe-Kommen des Geistes: Yoga citta vritti niroda.

Ohne Einfluss dieses Geistes – oder modern gesprochen: des mindsets –

Dahinter steckt die Einsicht, dass unser Geist sehr befangen ist in Gewohnheiten und Konditionierungen, die unser eigentliches Potential, Glück und Zufriedenheit zu erleben, sehr einschränken.

Everyone wants their life to be pleasant. When we say pleasant, pleasantness happens in five different ways. If your body becomes very pleasant we call it pleasure. If your mind becomes pleasant, we call it peace; if it becomes very pleasant we call it joy. If your emotions become pleasant we call it love; if they become very pleasant we call it compassion. If your life energies become pleasant we call it bliss, and if they become very pleasant we call it ecstasy. If your surroundings become pleasant, you call it success.

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3.2 Raja Yoga – der 8fache Pfad nach Patanjali

3-2-Raja-Yoga-–-der-8fache-Pfad-nach-Patanjali

Satsangas von Sri M zum Ashtanga (8facher Pfad)

Table of Contents

    der erste und zweite Pfad: Yamas und Niyamas

    der dritte Pfad: Asanas

    der vierte Pfad: Pranayama

    der fünfte Pfad: Pratyahara

    der sechste Pfad: Dharana

    der siebte Pfad: Dhyana


    der achte Pfad: Samadhi

    YogaWissen, Geist

    5.4 Aspekte unseres “Verstandes”

    “Body – Mind – Spirit” – diese drei Begriffe hast du bestimmt schon mal als Slogan für Yoga gelesen: Körper, Geist und Seele.

    Jetzt geht es um den Begriff “Mind”, den wir vielleicht genauer mit “Verstand” übersetzen würden und es ist sehr spannend darüber zu lesen, dass die yogische Tradition diesen Aspekt unseres Daseins sehr detailreich beleuchtet hat. Insgesamt werden 16 Aspekte unseres Verstandes benannt, von denen vier vorgestellt werden: Buddhi, Manas, Ahankara und Chitta. Bei Sadhguru findest du in fast all seinen Vorträgen Hinweise dazu.

    Buddhi – unser Intellekt

    Unser Verstand, wie wir ihn besonders in unserer westlichen Kultur verstehen, analysiert (nimmt Kriterien-geleitet auseinander) und zieht Schlussfolgerungen und gewinnnt Erkenntnisse. Wenn du verstehen willst, wie eine Uhr funktioniert, zerlegst du sie in ihre Einzelteile und erkennst ihre Funktionsweise. So verfährt Buddhi mit allen Objekten der Erkenntnis: Wir analyiseren Gedichte, Sachtexte, Materialien, Lebewesen, Erfahrungen und Probleme und ziehen Rückschlüsse.

    Manas – gespeicherte Inhalte (Gedächtnis)

    Buddhi funktioniert nur vor dem Hintergrund der Manas. Unser Intellekt kann nur gespeicherte Inhalte verarbeiten, darin besteht die Grenze von Buddhi: Wenn du keine Uhr vor dir hast, kannst du das darin gespeicherte Know-How nicht untersuchen, wenn du bestimmte Erfahrungen nicht gemacht oder bestimmtes Wissen nicht erworben hast, kannst du in diesem Bereich kein Verständnis erwerben. Manas befinden sich auf der Ebene deines Körpers (Erbgut), deiner Emotionen und auf intellektueller Ebene.

    Ahankara – der Eindruck deiner Identität

    Manas und Buddhi summieren sich in einem Ich-Gefühl, in einem Ego: Damit ist dein Ich-Gefühl begrenzt durch das, was du an Wissen und Erfahrungen reflektiert hast. Stell dir vor, du wärst in einer anderen Zeit in einem anderen Land geboren worden – dein Ahankara wäre sicherlich ein ganz anderes. Für mich ist diese Erkenntnis befreiend.

    Chitta – die universelle Intelligenz in dir

    “Yoga chitta vritti nirodah” – Yoga ist der Weg, die Wellen im Geist zur Ruhe zu bringen, heißt es bei Patanjali.

    Buddhi, Manas und Ahankara sind diese Bewegungen im “Chitta”, die zur Ruhe kommen sollen. Zunächst klingt das fast gefährlich: Mein Ich-Gefühl zur Ruhe bringen? Mein Wissen zur Ruhe bringen? Meinen Intellekt zur Ruhe bringen? Das Loslassen, was mich als Person, so wie ich mich fühle und denke, ausmacht? Das kommt dem Sterben gleich, der Auflösung des Egos.

    Die yogische Philosophie verspricht, durch dieses “Sterben” dem Chitta mehr Raum geben zu können, einer Intelligenz, die wir manchmal als “Intuition” nahe kommen. Wer sich dafür öffnet, lässt Chitta (Shiva) das Steuer des Lebens übernehmen: “Ishwara pramidhana – Gott (Shiva) ist mein Diener und arbeitet für mich”. Als Jesus sprach “Nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe”, hat er sich gänzlich dieser Dimension in völligem Vertrauen hingegeben.

    Om Sat Chit Ananda Parabrahma, Purushothama Paramatma
    Sri Bhagavathi Sametha, Sri Bhagavathe Namaha
    Hari Om Tat Sat

    Das höchste Brahman ist Satchidananda, Sein, Bewusstsein, Glückseligkeit. Höchste Seele, Höchstes Bewusstsein.
    purple green and yellow abstract painting
    Energie-Wissen, Geist-Wissen, Hintergründe

    (Un-)Ruhe des Geistes

    Vielleicht hast du schon mal erlebt, dass eine Yogastunde, besonders wenn sie recht langsam fließt, einem ziemlich lang vorkommen kann, manchmal auch ziemlich kurz.

    Spätestens in der Endentspannung oder Meditation bemerkst du eine gewisse Unruhe auf körperlicher Ebene (es fällt schwer, ihn wirklich ruhig liegen zu lassen – die Nase juckt, der Körper will einfach nicht still sein…), auf emotionaler Ebene (irgendwie ein Unruhegefühl) und auf intellektueller Ebene (Gedanken und Ideen drängen sich auf, während man “zur Ruhe” kommen möchte).

    Ich denke nicht, dass uns die ruhigeren Übungen des Yoga unruhig machen, sondern dass wir in der Ruhe unseren “normalen” Zustand erfahren: Wir begegnen unserer Unruhe, die uns unbewusst durch den Alltag treibt. Diesem Zustand entfliehen wir oft durch sehr intensive Erlebnisse/Reize (Tanzen, Sport, konzentriertes Lesen, Rausch, Sexualität…) und wir bemerken, wie danach dieses Hintergrundrauschen sich langsam wieder einschleicht: Gefühle und Gedanken treiben uns von hier nach da, ins Gestern und ins Morgen und wir haben das Gefühl, nicht in die “Stille”, ins “Hier und Jetzt” zu kommen und bemühen uns um die nächste “Pause” davon. Dieser Kreislauf kostet viel Energie und nicht wenige von uns bemerken das.

    Unser Herz schlägt, unsere Lunge atmet, unser Gehirn denkt. Im Yoga wollen wir weder das Herz, noch unsere Lunge noch unser Gehirn ausschalten. Das Einzige, was wir zunächst üben, ist unsere Aufmerksamkeit direkt dorthin oder von dort weg zu lenken – wir entscheiden uns für die besondere Wahrnehmung der Gedanken oder dagegen, indem wir sie einfach sein lassen, so wie sie sind – sie gehören eben auch zum “Hier und Jetzt”. Aber wir können uns entscheiden, sie mit Energie und Aufmerksamkeit zu nähren, oder nicht, uns mit ihnen zu identifizieren, oder nicht, die Gedanken zu denken oder in der Rolle der Beobachtern / des Beobachters einfach nicht-wertend wahrzunehmen. Manchmal grummelt der Magen – manchmal grummelt das Hirn, mehr nicht.

    Und schon bald werden wir nicht mehr so sehr an unseren Gedankenaktivitäten hängen, so wie wir auch unsere Magenaktivität (oder Herz oder Lunge…)zumeist nicht besonders beachten müssen: In diesem Zustand kannst du bewusst deinen Intellekt benutzen oder ihn auch mal ruhen lassen.

    Es ist nicht möglich, die Wellen des Ozeans zu stoppen und es wäre töricht, das zu probieren. Aber du kannst lernen, auf diesen Wellen zu reiten oder eine Zeit lang zu tauchen oder dich genüsslich treiben lassen.

    frei nach John Kabat-Zinn
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    Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi

    Nach den ethischen Überlegungen (Niyamas, Yamas) und konkreten Übungen (Asanas, Pranayama) betrachten wir nun die geistig/spirituellen Dimensionen des Raja Yogas.

    • Pratyahara – Das Zurückziehen der Sinne (nach innen)
    • Dharana – Zustand der Konzentration als Folge von Pratyahara
    • Dhyana – Zustand der Meditation als Folge von Pratyahara und Dharana
    • Samadhi – Zustand des höheren Bewusstseins als Ergebnis des Yoga