Advent, Advent - ein Lichtlein brennt...
Im Yogischen Kontext spricht man wenig von Advent und Weihnachten. Oft – und das ist auch gut so – werden alte Rituale beschworen und hinduistische Göttergeschichten erzählt. Vielleicht deswegen, weil die eigene (christliche) Tradition etwas verarmt und von überschattenden Themen belastet ist: Weihnachten ist Kommerz, Christus von vielen Themen der katholischen Tradition überschattet.
Die Offenheit des Hinduismus für viele Traditionen ist da für mich leitend: Es gehört zum Menschsein dazu, sich zu orientieren und einen Glauben zu haben (unbewusst oder bewusst). Es ist auch gut, wenn jede Richtung in sich „Wahrheit“ beansprucht. Hinzu kommen muss allerdings die Offenheit für die Wahrheit anderer. Spiritualität im Sinne von „Ausrichtung des Geistes“ darf offen sein. Maslow hat die „Transzendenz“ (oder Spiritualität) kurz vor seinem Tod in sein bekanntes Modell der Bedürfnispyramide eingearbeitet. Paramahansa Yogananda („Autobiographie eines Yogi“) hat sich sehr mit der „Jesusenergie“ beschäftigt und das Christliche als einen guten Weg integriert. Zugleich hat er eine Form der Inspiration erschaffen – jenseits der westlichen Kirchengeschichte.
Vielleicht sind wir kaum eingeladen worden, uns persönlich und intensiv mit der „Adventsenergie“ zu beschäftigen und eigene Erkenntnisse zu verfolgen. Vielleicht hat der institutionelle Dogmatismus genau dies verhindert. Probieren wir es mal:
- Deine eigene Melodie: den Sternen folgen. Es beginnt damit, dass die Weisen ihren Sternen folgen, während andere nur ein Meer von bedeutungslosen Lichtern sehen. Was bedeutet es, seinem Stern zu folgen? Eigene Wünsche zu spüren? Sich leiten zu lassen? Einer Idee nachzugehen? Dem Leben eine Richtung zu geben? Die eigene Melodie zu hören. Also: Welche Richtung wünscht du? Hänge deine Ziele hoch – sie liegen nicht auf dem Boden!
- Ins Leben bringen: das Triptychon – heiliger Geist, Geburt (Maria) und Fürsorge (Josef): Und der heilige Geist kam über Maria und sie wurde schwanger. Josef kümmerte sich… Viele hängen fest im Dogma der „Jungfrauengeburt“. Wir können tiefer gehen: Ist nicht jedes Leben und jede Gebärende ein Wunder? Überhaupt die Kontinuität der Biologie. Wir überschreiten mal gerne die Genderfrage… Josef – das männliche Bewahrende: Er erscheint so ein bisschen als Adoptivvater, der sich – etwas außen vor – um die Familie kümmert. Ist es nicht bei Vätern immer so, dass sie am Werden des Kindes und an der Geburt nicht beteiligt sind und nur hilfreich am Rand stehen können? Ja, es gibt Männer, die nach der Befruchtung aus ihrer Verantwortung ausgestiegen sind. Und es gibt Männer, die bleiben. Mal Biologie bei Seite….
- Familie – persönliche Verbindungen: Weihnachten ist ein Fest der Familie – definiere Familie: Deine Eltern, deine Geschwister, deine Wahl- und Seelenverwandten, dein Verhältnis zu dir selbst. Vielleicht sprichst du auch von der Menschheitsfamilie. Da kommen „Ich“ und „Du“ zusammen zu einem „Wir“.
- Jesus – als Kind im Werden: Es gehört schon viel dazu, ein Kind anzubeten – geht es darum? Das Jesuskind ist der Samen für die spätere Bedeutung. Die mittelalterliche Mystik spricht davon, dass dieser neue Mensch in jedem von uns heranwachse. Jesus steht für Gottvertrauen, für die eigene Mission, für die Selbst- und Nächstenliebe, für den Glauben an Wunder und für die Überwindung des Todes.
Es wäre doch schön, sich seine eigenen Zugänge zu Advent zu erschaffen und in den eigenen Alltag als Fixsterne zu integrieren:
- Was leitet mich, wünsche ich…
- Wie verhalte ich mich zum Wunder Leben?
- Mit welchen Menschen verbinde ich mich?
- Was bedeutet Liebe?
Advent ist eine gute Gelegenheit, seine Fixsterne neu zu betrachten. Eine Zeit, in der aus den kleinen Ideen ein Feuer entsteht, das hell durchs Leben trägt und Bedeutung verleiht. Es gehört zur Tradition, mit einem kleinen Licht zu beginnen und nicht gleich das ganze Feuer willentlich herbei zu führen. Stille. Auch im Kontext von Yoga. Was ist dein erstes Lichtlein?